Tagblatt Online, 29. November 2011 01:04:01
Deep Purple auf der Handorgel
Ohrenschmaus und Augenweide: Die Schwyzerörgelifründe Rorschach beim Jahreskonzert.
(Bild: Gisela Tobler)
Das Akkordeon-Orchester Rorschach präsentierte im gut besuchten Stadthofsaal sein 28. Jahreskonzert mit klassischen, volkstümlichen und auch rockigen Klängen. Ruedi Wachter wurde zum Rockmusiker mit grünen Haaren.
GISELA TOBLER
RORSCHACH. Durch das Programm führte das bewährte Moderatoren-Duo Stefan Grab und Sonja Schälin. Das heisst, Sonja Schälin war verhindert, weshalb kurzfristig Frau Bünzli einspringen musste, eine aktive Frauenrechtlerin, mit der Stefan Grab seine liebe Mühe hatte. Ihr verbaler Schlagabtausch war bissig, witzig und auch unterhaltsam. Zum Spass gesellte sich die Freude, als das Akkordeon-Orchester unter der Leitung von Ruedi Wachter das Jahreskonzert 2011 mit der klassischen Ouverture in C-Dur von Rudolf Würthner eröffnete und mit dem luftig leichten Rondo Romantica fortsetzte.
Junge haben’s echt drauf
Danach durfte das Jugend-Akkordeon-Ensemble zeigen, dass sie’s «echt drauf haben», wie es Stefan Grab treffend formulierte. Nach den sanften Klängen von Amelie liessen sie es mit Smoke on the Water so richtig krachen. Um diesen Deep-Purple-Song möglichst stilecht zu dirigieren, liess sich Ruedi Wachter vom Moderator überreden, seinen eleganten Anzug gegen eine zerschlissene Jeansjacke auszutauschen und sich eine grasgrüne Perücke aufzusetzen.
Kein Mangel an Nachwuchs
Ohrenschmaus und Augenweide zugleich waren die Schwyzerörgelifründe Rorschach. Dreissig Buben, Mädchen, Männer und Frauen – die Musikantinnen waren, zur Freude von Frau Bünzli, in der Überzahl – boten nicht nur ein gefreutes Bild, sondern sorgten mit dem lüpfigen Fränzeli-Schottisch, I de Schöllene und Ruedi Wachters Schottisch-Eigenkomposition für herrlich gute Laune, so dass man am liebsten das Tanzbein geschwungen hätte. Der Fall ist klar: Das Schwyzerörgeli hat Zukunft, und Nachwuchs ist zahlreich vorhanden. Nach der Pause, die wie gewohnt im Zeichen der Tombola von Evelyne Cecchetto und ihrem Team stand, beeindruckte das Akkordeon-Duo Wachter-Rutz mit Jacqueline Schmidig am Piano und Annemarie Knechtle am Kontrabass mit Volksmusik auf höchstem Niveau.
Höchstes Niveau
Schon beim Csardas liessen sie ihre Finger in atemberaubendem Tempo über Tasten, Knöpfe und Saiten gleiten. Dann folgte eine Trilogie von Eigenkompositionen, wobei abwechselnd jedes Instrument die Führung übernahm und optimal zur Geltung kam.
Für den letzten Teil des Jahreskonzertes gehörte die Bühne wieder dem Akkordeon-Orchester, das beim Blick vom Rorschacherberg, komponiert von Heidi Wachter, von Alphornbläserin Rahel Nett begleitet wurde. Nach dem Medley Elton John in Concert stand Leonhard Cohens Halleluja mit Gesangseinlage von Stefan Grab auf dem Programm sowie Udo Jürgens’ Ich war noch niemals in New York. Zum Abschied erklang Ruedi Wachters Eigenkomposition Happy Time, doch auf den Heimweg machte sich das begeisterte Publikum erst nach den lautstark geforderten Zugaben.